Der Begriff des Klassikers lässt sich ja weit fassen und auf so ziemlich alle Lebensbereiche anwenden. Das „kleine Schwarze“, der Freischwinger, King Kong und die weiße Frau, Rindsrouladen, Goethe und Schiller: all das sind Klassiker. Oder, um zum Sportlichen zu kommen, die Flandern-Rundfahrt, Real Madrid gegen den FC Barcelona und – jetzt kommt´s: die klassischen Pferderennen.
Mit Speck fängt man bekanntlich Mäuse. So darf man, wenn man will, nach dem Comer Group International Oleander-Rennen am vorigen Sonntag in Hoppegarten darüber nachdenken, ob nun das Upgrade in die Europa-Gruppe II oder doch eher die Boni, also für den Sieger die Einladung zum $400.000-Rennen um den Belmont Gold Cup in New York und für alle Platzierten kostenlose Engagements für das Irish St Leger, zu dem großen Erfolg für den Hoppegartener Rennverein geführt haben
Vor kurzem gab es im Günter-Grass-Haus in Lübeck eine Ausstellung, die Sir Winston Churchill galt. Churchill, dem Maler. Daneben gibt es ja auch noch Churchill, den Schriftsteller, der 1953 mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde, und Churchill, den Staatsmann, den die Zuschauer der BBC im Jahr 2002 zum größten Briten aller Zeiten wählten. Weniger bekannt ist Churchill als Rennstallbesitzer und Vollblutzüchter, was auch daran liegen mag, dass der große Mann 75 Jahre alt werden musste, bevor er sein erstes Rennpferd erwarb.
War das nun das Bavarian Classic, am Montag in München-Riem? Ja klar, stand ja drüber: pferdewetten.de-Bavarian Classic. Und doch: Seit dem Vorjahr ist es ein neues Rennen und mit dem alten, das früher einmal Müller-Brot-Preis oder Großer Hertie-Preis hieß, nicht ohne weiteres zu vergleichen.
Für Phil Bull (1910-89) war das die wichtigste Regel, wenn er auf die Rennbahn ging. (Heute, so mein Eindruck, ist es häufig umgekehrt.) Mit seinem Rauschebart und der stets im Mundwinkel klemmenden Zigarre war Bull eine auffallende, aber auch eine der einflussreichsten Persönlichkeiten, die der englische Rennsport gekannt hat.
Der Ostersonntag in Hoppegarten bot ja einige interessante Pferderennen. Aber nach dem Altano-Rennen sah es eher danach aus, als sei man bei der Weltmeisterschaft im Kopfschütteln gelandet. Kashmar?
Seit nunmehr einigen Jahren ist das Wonnemond-Festival in der Sächsischen Schweiz am Himmelfahrtstag Treffpunkt für die Freunde des Heavy-Metal-Sounds. Es treten Bands auf mit Namen wie BitchHammer oder Motorjesus. Beim Wonnemond-Festival am vorigen Sonntag auf der Düsseldorfer Galopprennbahn beschränkte sich die musikalische Darbietung auf ein Trompetensolo zur Melodie des Deutschlandliedes, zu Ehren des vierjährigen Pferdes Wonnemond nach dessen Sieg in der XTIP-Frühjahrs-Meile, dem ersten Grupperennen der Saison 2017 in Deutschland.
So wie jedes Ding einen Anfang hat, so muss auch der Handicapper irgendwann mit seiner Arbeit beginnen. Das geschieht, wenn ein Pferd das erste Mal läuft, also, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, in einem Rennen für Sieglose. Und schon fangen die Schwierigkeiten an.
Kürzlich ging ein Foto durch die Presse, das zwei nahezu Hundertjährige bei den „USA Track & Field Masters Indoor Championships“ im Fotofinish nach dem 100-Meter-Lauf zeigte. Nun sind ein Pferdejahr zwar nur 3 ½ Menschenjahre und danach wäre Mighty Mouse mit seinen neun Jahren einem Menschen im vergleichsweise jungem Alter von 32 Jahren gleichzustellen. Gleichwohl ist es bemerkenswert, wenn ein Vollblüter in diesem Alter noch ein Rennen von der Bedeutung des Grand Prix Aufgalopps gewinnt.
„This is the best wet-tracker in the world.” Auf weichem Boden das beste Pferd der Welt. Mit diesen Worten wurde dem australischen Trainer Anthony Freedman vor zwei Jahren der Schlenderhaner Ivanhowe empfohlen. Dumm nur, dass der Boden in Australien selten weich ist.
Gerade lese ich in einer Meldung der „Daily Racing Form“, dass Ray Arsenault aus Thornhill in Ontario die Weltmeisterschaft der Handicapper gewonnen hat. In Las Vegas. $800.000 gab es dafür. „Das wäre doch auch was für dich“, dachte ich schon, aber da fiel mir ein, dass es zwei Arten von Handicappern gibt.
Seit 1996 leistet sich das Emirat Dubai den Luxus seines Racing Carnivals. In diesem Jahr hat es bisher zehn Renntage gegeben, wie üblich mit hoher internationaler Beteiligung und verschwenderischen Rennpreisen. Am vorigen Samstag war der sogenannte „Super Saturday“, mit fünf Grupperennen, die als Vorbereitung für die Rennen des World Cup-Tags am 26. März gedacht sind.
„Mehr Dinge gibt´s im Himmel und auf Erden, als Ihr in Eurer Weisheit je geträumt.“ Das sagt Hamlet bei Shakespeare. Diesmal könnte es aber auch der Handicapper sagen, nämlich beim Nachdenken darüber, wie es möglich ist, dass ein Pferd wie Chopin, für lächerliche 9.000 Guineas von Qatar Racing ins Königreich Bahrein verkauft, wie Phönix aus der Asche steigt und das Millionen-Dollar-Rennen von Katar gewinnt.
Früher war alles besser. Diese Weltsicht, die vorwiegend bei älteren Menschen und Nostalgikern, wie ich sie kürzlich in großer Zahl im geräumigen Berliner Ampelmännchen-Store an der Ecke Unter den Linden/Friedrichstraße anzutreffen Gelegenheit hatte, diese Weltsicht also hält einer genaueren Betrachtung nur selten stand.
Früher wusste man ja nicht viel über Australien. Außer vielleicht, dass es in Sydney eine Oper gibt, die am Hafen liegt und aussieht wie eine Muschel. Seitdem aber die dortigen Bewohner dahinter gekommen sind, dass man ein deutsches Rennpferd braucht, um den Melbourne Cup zu gewinnen, ist das anders geworden.
Zu den gesellschaftlich und politisch aktuellen Themen gehört ja die Frauenförderung. France Galop hat nun ein Frauenförderprogramm beschlossen, ab 1. März haben Reiterinnen in Frankreich zwei Kilo Gewichtserlaubnis.
Es ist das Schicksal großer Erwartungen, dass sie oft enttäuscht werden. Was hat man nicht alles für Vorstellungen gehabt über diesen Pegasus World Cup am vorigen Samstag auf der Rennbahn Gulfstream Park, Florida. 12 Millionen Dollar standen zur Verteilung, so viel wie noch niemals zuvor bei einem Pferderennen. Und die beiden besten Pferde der Welt waren dabei, gerade erst „amtlich“ bestätigt durch den „Worlds Best Racehorse Award“. Das „Rennen des Jahres“, gleich im Januar.
Der Handicapper hat sich zu Jahresbeginn wie immer mit dem Jahres-Generalausgleich beschäftigt. Der ist nun fertig und seit gestern offiziell erschienen, zeitgleich mit den „Longines World´s Best Racehorse Rankings.“
Eigentlich ist es in jedem Jahr dasselbe: Anfang Januar treffen sich die Handicapper und stellen den Jahres-Generalausgleich auf. Ordnen noch einmal die Rennpferde in Deutschland nach ihrer Leistungsstärke vom Besten hinunter bis zu den Schwächsten. Aber gerade weil jedes Jahr das Gleiche geschieht, haben sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte Daten von unschätzbarem Wert angesammelt.
Am vorigen Samstag wurde auf der Rennbahn San Isidro in Buenos Aires der Gran Premio Carlos Pellegrini entschieden, Südamerikas größtes Galopprennen. Das erstmals 1887 gelaufene Rennen ist international ausgeschrieben, argentinische Pferde sind aber meist klar in der Überzahl, in Lateinamerika bleibt man mit den Pferden gerne im eigenen Land.